Hochtour Weissmies

Leiter: Peter Stähli

TeilnehmerInnen: Paul, Res, Katja, Michael, Lena, Anja

 

Samstag 20. August

Samstag in der Früh, ich will mit dem SAC eine Tour machen und es regnet in Strömen. Doch mein Vertrauen in Meteoblue ist intakt und wie schon öfters sage ich mir: Äs tuet uuf. So kommt es denn auch, spätestens in Goppenstein. Nach einer reibungslosen Anfahrt via Lötschberg-Autoverlad treffen wir kurz vor Mittag in Saas Almagell ein. Vor dem Hüttenweg muss eine kleine flüssige Stärkung sein, die wir uns im Restaurant Mattmarkblick genehmigen.

Dann nehmen wir den Aufstieg zur Almagellerhütte in Angriff. Zuerst effizient steil, dann flacher führt der Weg auf die wunderschöne Almagelleralp. Oberhalb des Berghotels lassen wir uns zu einem kleinen déjeuner sur l'herbe nieder, bevor wir den letzten, nun wieder steileren Teil des Hüttenweges hochsteigen. Nach ca. 3 Stunden und um ca. 1'200 Höhenmeter reicher kommen wir bei der Hütte an.

Schon wenige Minuten später hat uns das sehr freudliche Hüttenteam die Schlafplätze zugewiesen. Den Rest des Nachmittags verbringt die Gruppe gemütlich bei der Hütte mit Nach- und Vortrinken, während ich noch rasch den Aufstieg bis zum Zwischbergenpass erkunde, den wir morgen im Dunkeln gehen werden. Wenn es doch immer so schnell in die Höhe ginge wie beim Erkunden mit Trailschuhen und ohne Gepäck…

Schon um 1745 erhalten wir unser Nachtessen, das wir im späteren Verlauf des Abends mit einigen Bieren - die Hütte hat auch Weizenbier - und Genepi krönen. Gegen 2200 Uhr kehrt Ruhe ein. Allen winkt morgen eine frühe Tagwache.

 

Sonntag 21. August

Kurz vor 0400 kräht der Hahn aus meinem Smartphone. Er verfehlt seine Wirkung nicht. Um 0400 erhalten wir unser Frühstück. Andere Gruppen starten schon um 0430, doch wir lassen uns Zeit.

Kurz vor 0500 ist wie geplant Abmarsch bei der Hütte. Nach einer knappen Stunde sind wir schon beim Zwischbergenpass und steigen über Wegspuren durchs Geröll zum Südgrat empor. Der Tag erwacht. Im ersten Morgenlicht sehen wir im Osten kleine Teile von Lago Maggiore und Lago di Lugano. Der Pizzo d'Andolla erstrahlt im warmen, orangen Morgenlicht. Dafür lohnt es sich früh aufzustehen! Nach ca. 2 Stunden sind wir auf ca. 3'450 m.ü.M. angelangt, wo wir anseilen und auf den Grat wechseln.

Meine Taktik mit einem eher gemütlichen Start geht schön auf: Der Stau am Grat hat sich aufgelöst, als wir losklettern. Mit einfacher Blockkletterei (bewertet mit 2) geht es schön gleichmässig hoch. Dort wo man nicht rutschen sollte hat es auch keinen Schnee, so dass wir ohne Steigeisen klettern können. Bei einigen Aufschwüngen verzichten wir auf den Weg des geringsten Widerstandes und klettern gerade hoch. So gibt es doch auch einige 3er-Stellen.

Auf dem Vorgipfel, Pt. 3969, gönnen wir uns eine kurze Pause. Hier werden die Steigeisen angelegt. Über einen flachen Eis- und Schneerücken, ein kurzes Felscouloir und einen weiteren Schneegrat gelangen wir zum Gipfel. Trotz mässigem Tempo haben wir den Zeitplan sogar unterboten: Statt um 0930 sind wir bereits um 0920 oben. Das Rezept ist einfach: Kein Speedtouring, aber immer in Bewegung, unterwegs nur wenig Pausen. Unter blauem Himmel geniessen wir die imposante Rundsicht, die von der Monte-Rosa-Gruppe bis zur Blümlisalp-Südwand und zum Finsteraarhorn reicht. Nach einigen Gipfelfotos scheucht uns der schwache, aber kalte Wind vom Gipfel. Am Vorgipfel machen wir eine längere Mittagsrast.

Der weitere Abstieg gestaltet sich problemlos. Jetzt folgen wir konsequent dem Weg des geringsten Widerstandes, der stärker eingeschneit ist als unsere etwas direktere Aufstiegslinie. Daher lassen wir die Steigeisen noch bis zum untersten Drittel der Kletterei an den Schuhen. Kurz bevor wir wieder das Geröllgelände auf ca. 3'450 m.ü.M. erreichen versorgen wir die Seile. Wir lassen uns nicht beirren und verlassen den Grat erst dort wo er eine wirklich deutliche Schwachstelle aufweist. Einige Gruppen eiern etwas planlos herum und tun sich schwer damit, diese zu finden. Sie schauen aber was wir machen. Als ich kurz darauf nach hinten schaue folgen uns sicher mehr als ein Dutzend Leute, wie eine Herde Geisslein. Solches erfüllt das einfache Gemüt des SAC-Tourenleiters mit einigem Stolz.

Um 1320 kommen wir bei der Hütte an, wieder zehn Minuten früher als geplant. Nach ausgiebiger Erfrischung und Leeren der Hüttenkörblein gehen wir den Abstieg an. Eine Wohltat, statt der harten Bergschuhe wieder die Trailrunningschühlein an den Füssen zu haben. Die offiziellen 2 Stunden bis nach Saas Almagell sind nötig, wir können sie auch mit zügiger Gangart nicht unterbieten. Um 1620 sind wir im Dorf. Diesmal kehren wir im Restaurant Pizzeria Channa ein, das uns mit reichlich Erfrischungsgetränken und einigen Coupen verwöhnt. Sie sind wohlverdient, vom Gipfel bis ins Dorf waren mehr als 2'300 Höhenmeter zu vernichten. Wir lassen die beiden Tage nochmals Revue passieren und kommen zum Schluss, dass wirklich alles geklappt hat wie es sollte. Nach einem Liter Weizenbier-Panaché (what else?) und einer reichhaltigen Coupe Siesta Stracciatella fühle ich mich regeneriert genug, die Heimfahrt anzutreten. Auch dabei geht der Plan gut auf: Der Stau in Goppenstein hat sich bereits aufgelöst, als wir beim Bahnverlad eintreffen. Glücklich über eine lange, wunderschöne, reibungslos verlaufene Tour kommen wir zu Hause an.

 

Schluss

Solche langen Touren verlangen nicht nur günstige Verhältnisse, sondern auch eine motivierte, starke Gruppe. Die drei Faktoren haben wieder einmal gepasst: Gelände, Verhältnisse, Mensch. Chapeau den TeilnehmerInnen vor dieser sportlichen Leistung, herzlichen Dank fürs motivierte Mitmachen, es war mir eine Freude, mit Euch den ersten Viertausender nach einer Verletzungspause besteigen zu dürfen!

 

Peter Stähli