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Sportlerskitour Wildhorn

Sportlerskitour Wildhorn, 3. April 2021

Gemütliche Ostertage und dann am Ostersamstag frühmorgens vor 3 Uhr aus den Federn? Ja, es gibt Kenner, die das wollen, auch im SAC Burgdorf.

Dramatis personae:

- Sportler: Andrea, Michael, Giorgio, Ueli B., Paul S.

- Leiter: Peter Stähli

Erster Akt:

Frühe Fahrt, freie Bahn. Kurz nach 5 Uhr sind alle im Pöschenried, Parkplatz Hubelmatte, angekommen. Wir rüsten uns aus und starten um 0520 bei intensiver Wärme.

Bald werden Ärmel hochgekrempelt, Schweiss rinnt, flüssig gewordenes Sportlerglück. Stirnlampen tun wertvolle Dienste, wir finden praktisch auf der Ideallinie die 'Lindi Chäle', die den Zugang zum Iffighore vom Pörisgraben her ermöglicht. Bald ermöglicht die Morgendämmerung das Gehen ohne Stirnlampe, dafür erschwert etwas Nebel die Übersicht. Mit Gefühl fürs Gelände bleiben wir aber auf der Ideallinie. Noch vor dem Gipfel durchstossen wir den Nebel. Ein eindrückliches Nebelmeer breitet sich nun zu unseren Füssen aus, über dem Wildstrubel geht die Sonne auf, während der Mond das Schnidehorn krönt. Berge über Berge erheben sich im Morgenlicht, darunter auch das Hauptziel unserer Tour, weit entfernt noch, aber lockend. Für solche Ausblicke nimmt man gerne eine kurze Nacht in Kauf!

Kurz vor 0800 Uhr erreichen wir den Gipfel des Iffighore. Es gibt eine erste Pause. Kaffee und Güezi finden Zuspruch, wir haben ja noch etwas vor. Von einem makellos blauen Himmel überspannt können wir die weitere Route über Sandbode, Chilchligletscher und Wildhorngletscher einsehen. Die erste Abfahrt vom Iffighore gestaltet sich wie erwartet etwas ruppig, da der Schnee um diese Zeit noch hart ist. Immerhin gelingt es uns, die im Südhang noch vorhandenen Schneefelder so aneiander zu reihen, dass wir ohne Tragpassagen auskommen. Über die Hänge von Stiereniffige queren wir zum Sandbode.

Zweiter Akt:

Helm ab, Felle auf. Die Jacke bleibt aber an, denn hier ist es nun merklich kühler. Wir steigen zur Wildhornhütte und weiter der Moräne entlang, dann queren wir hinüber zur Zunge des Chilchligletschers. Dort pausieren wir kurz und machen uns bereit für den Gletscher. Das Marschtempo wird etwas gedrosselt. Vom Chilchligletscher wechseln wir nach Süden auf den Wildhorngletscher. Ein Teilnehmer macht hier Pause auf einer Felsinsel, wo es warm und windstill ist. Das für derartige Touren nötige Marschtempo und die bis hier schon gesammelten gut 1800 Höhenmeter fordern ihren Tribut.

Schaut man von hier zum Wildhorn empor, kommen Ewigkeitsgefühle hoch: Man läuft und läuft und es will einfach nicht näher kommen. Da hilft es, dass uns eine riesige Gruppe Schneeschuhläufer entgegen kommt. Lästern darüber, dass man in solch prächtigem Skigelände tatsächlich mit Schneeschuhen absteigen kann, sorgt für Kurzweil und plötzlich sind wir in Gipfelnähe. Nun haben wir die Qual der Wahl: Berner oder Walliser Gipfel? Beides kommt nicht in Frage, denn weiter unten wartet jemand auf uns. Auf dem Berner Gipfel ist das Gipfelkreuz, aber am kurzen Felsgrätchen, das dorthin führt, hängt eine wahre Menschentraube. 'Stau am Wildhorn', lässt sich sagen und 'es muss mit längeren Wartezeiten gerechnet werden'. Zudem soll laut einschlägigen Quellen der Walliser Gipfel noch ein wenig höher sein. Das gibt den Ausschlag - wir sind ja auf einer Sportlertour - und hinzu kommt, dass wir diesen Gipfel für uns alleine haben. Pünktlich zu Mittag sind wir oben. Ein überwältigendes Panorama bietet sich uns, die Walliser Gipfelprominenz ist vollzählig anwesend, keiner hat sich in Wolken gehüllt. Wir können abzählen: '… schon gsii, no nid gsii, scho gsii, no nid gsii, … '

Da es kalt und windig ist und wir den Kameraden auf seiner Felsinsel nicht länger warten lassen wollen, halten wir die Gipfelrast kurz. Etwas heisse Bouillon, vielleicht noch ein 'Käfeli' und ein 'Baasler Läggerli' müssen aber sein, das gibt Pep für die ruppige Abfahrt. Um hier Sulz zu fahren müsste man viel später dran sein und die Zeit haben wir nicht. Denn immer noch haben wir einiges vor mit dem angebrochenen Tag.

Bei der Felsinsel gibt es dann Picknick, ausgiebig und richtig gemütlich ohne Wind. Kalorien nachgefüllt, Beine ausgeschüttelt und nochmals den Walliser Viertausendern zugewunken, dann geht es weiter. Kurz vor dem Übergang zum Chilchligletscher ist die Fahrt nicht mehr so ruppig, hier hat der Schnee schon etwas gesulzt. Im Schattenhang, der folgt, gelingen sogar noch einige Pulverschwünge. Nach dem Chilchligletscher finden wir eine Exposition, die besten Sulzschnee bis zu Hütte bietet. Genuss pur, auch mit müden Beinen!

Bei der Hütte schauen wir kurz vorbei und trinken etwas. Danke Dävu, Monika und Rolf für die Bewirtung! Auch die folgende Fahrt bis zum Sandbode gibt noch einige schöne Sulzschwünge. Die Hänge von Stiereniffige sind nun lawinentechnisch die Schlüsselstelle. Da hier den ganzen Tag immer wieder Nebel lag, hat die Zeit gegen die Sonne und für uns gearbeitet. Der Schnee ist noch nicht faul, in rascher Fahrt können wir den Hang sicher queren.

Dritter Akt:

Wieder heisst es Helm ab, Felle auf. Der Südhang des Iffighore ist ein gefürchteter Klassiker für Tourengänger, die unter der Hitze leiden. Heute ist er gnädig, einige Wolkenfetzen schirmen uns ab. Bald - und nach einer frühlingshaften, kurzen portage - haben wir es hinter uns. Der Gipfel hüllt sich in einen zarten Wolkenschleier. Anders als auf der Walliser Seite hielt sich im Berner Oberland den ganzen Tag etwas Gewölk. Wir stärken uns mit Bouillon- und Kaffeeresten, versorgen die klatschnassen Felle und machen uns bereit zur dritten Abfahrt. Noch ein Blick zurück zum Wildhorn, das uns zwischen Wolkenfetzen von ferne nochmals grüsst, dann fahren wir. Glücklicherweise verzieht sich das Gewölk, so dass wir über den Rücken des Iffighore bei besten Sichtverhältnissen abfahren können. Der Schnee ist hier, wie er nun einmal ist: Zwar etwas angesulzt, aber richtig zuverlässig trägt er nicht. Doch mit der nötigen Vorsicht gelingen schöne Schwünge, ohne dass wir einbrechen. Und schon vor der 'Lindi Chäle' verbessert sich die Schneequalität, so dass wir bis 'Pöris' schönen Sulz fahren können. Dann ist wieder etwas Vorsicht geboten und untenheraus ist der Schnee schliesslich deutlich aufgeweicht. Immerhin brauchen wir so keine Kraft mehr zum Bremsen. Das macht jetzt der Schnee für uns.

Um 1520 Uhr, d.h. fast planmässig, sind wir wieder beim Parkplatz, glücklich und begeistert von der langen, imposanten Tour.

Epilog:

Beim Parkplatz stärken wir uns für die Heimfahrt mit alkoholfreiem Weizenbier, Radler und Chips. Immerhin. Die Fee, die richtiges Weizenbier, Weisswurst und Brezn heranschleppt, wäre mir lieber, doch sie wollte auch diesmal nicht einschweben.

Etwas Statistik darf sein, schliesslich ging es bei der Sportlertour auch um sportliche Ambitionen. Gemäss meiner Sportuhr haben wir an Marsch- und Skistrecke gesamthaft gut 29 Kilometer gesammelt, an Höhenmetern gut 2480. Zweimal Iffighore und bis zur Felsinsel auf dem Wildhorngletscher gibt auch schon über 2000. 'Lange Tour, gute Tour' ...

Allen Teilnehmern herzliche Gratulation zu dieser Tour und Danke fürs Mitmachen! Es hat Freude gemacht und es ist für mich als Tourenleiter immer ein besonderes Erlebnis, beim SAC solche Touren leiten zu dürfen.

Peter Stähli