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Hochtour Balfrin - Gross Bigerhorn

Hochtour Balfrin - Gross Bigerhorn, 4.-5. September 2021

 

Leiter: Peter Stähli

Teilnehmer: Edith Feldmann, Katja Dätwyler, Christoph Hess, Christoph Sommer, Andreas Kohler

 

Samstag 4. September

Nach einer entspannten Fahrt nach Gasenried VS können wir die Autos gleich auf dem für die Bordierhütte reservierten Platz abstellen.

Um 1045 Uhr sind die Wanderstöcke justiert und beginnen wir den Aufstieg zur Hütte. Entlang von Suonen geht es durch einen malerischen Lärchenwald hoch zum Bett des Riedgletschers, der sich inzwischen weit zurückgezogen hat. Hier bietet sich ein imposanter Ausblick auf die Moränen, die Viertausender des Nadelgrates und das Vorgelände des Gletschers. Wir queren Gletscherbett und Westmoräne, worauf wir gegen 1200 Uhr zur 'Alpja' gelangen.

Diese idyllische Alp wird unser Platz für das Mittagspicknick. Die 'Alpja' ist heute auch Streckenposten eines Berglaufwettkampfes, der in vollem Gange ist. Es lassen sich Laufstile aller Art studieren, die einen Läufer scheinen den Wettkampf zu geniessen, während andere Athleten eine gewisse Anmutung von Verbissenheit nicht ganz verbergen können.

Nach dem Picknick führt unser Weg entlang der Westmoräne steil empor, derweil die Läufer immer weniger und langsamer werden, die uns noch entgegen kommen. Bei Punkt 2707 machen wir nochmals Pause. Wer bis hierher mit Trailschuhen marschiert ist, wechselt jetzt für den Gletscher auf die 'Schweren'. Nach der Überquerung des Riedgletschers folgt über Platten und etwas Kraxelgelände das Dessert des Hüttenweges. Bemerkenswert ist, dass der Einstieg ins Plattengelände gegenüber dem Zustand vor 5 Jahren wegen des Gletscherschwundes verlegt werden musste.

Nach gut 4 Stunden - einschliesslich aller Pausen - sind wir bei der Hütte. Eine Teilnehmerin hat noch nicht genug Höhenmeter gesammelt - es waren auch erst knapp 1'300 - und ich mag auch noch und habe zudem das dringende Bedürfnis, für morgen den Weg zum Gletscher zu erkunden, den wir im Dunkeln zurücklegen werden. So erkunden wir den Gletscherzustieg bis Punkt 3211, wo ich auch Einsicht in die Séraczone habe, die morgen zu durchqueren sein wird. Abgesehen von einem kurzen Graupelschauer bei Beginn der Erkundung ist uns Petrus heute gütig gesinnt.

Es folgt die übliche Regeneration mit Panaché und ähnlich wirksamen Getränken, bevor wir unser Nachtessen erhalten. Ein Génépi rundet das Ganze ab und gibt die nötige Bettschwere.

 

Sonntag 5. September

Kurz vor 0400 Uhr surren und klingeln die Wecker, um 0400 Uhr steht unser Frühstück bereit. Um 0500 Uhr starten wir unter einem funkelnden Sternenzelt. Der über Nacht gefallene Niederschlag hat bis zum Gletscher keine Spuren hinterlassen, das Terrain ist schon wieder trocken. Dank der Erkundung vom Vortag, Stirnlampen und einer guten Markierung finden wir den Zugang zum Riedgletscher problemlos. Auch die wertvollen Verhältnisinfos der Hüttenwartin tragen dazu bei, dass wir eine gute Vorstellung davon haben, was uns während der Tour erwarten wird.

Bei Tagesanbruch sind wir auf dem Gletscher. Sehr eindrücklich zeigen sich Lenzspitze, Nadelhorn, Stecknadelhorn, Hohbärghorn, Dirruhorn und Chly Dirruhorn im kalten Frühlicht, bevor sie in der Morgensonne orange zu glühen beginnen. Dafür steht man gerne früh auf! Die Séraczone ist einfacher zu durchqueren als erwartet, da der Gletscher auch hier zusammengesunken ist. Einzig die Schneebrücken sind mit einer gewissen Vorsicht zu prüfen. Ich sondiere fleissig mit dem Pickel.

Nach gut 2 h 30' sind wir schon bei Punkt 3642, wo wir auf den Südgrat des Balfrin gelangen. Endlich Sonne! Wir gönnen uns hier eine erste Rast und geniessen die Aussicht auf Fletschhorn, Lagginhorn und Weissmies, die nun zum Vorschein kommen. Der Südgrat wurde über Nacht eingeschneit, doch mit den Steigeisen ist der weitere Aufstieg kein Problem. Den grössten Teil können wir am kurzen Seil über Wegspuren gehen, bei einzelnen Felsstufen ist auch der Einsatz der Hände nötig. So kommen wir nach rund 3 h 30' auf dem Balfrin Hauptgipfel an und können uns ein erstes Mal gratulieren.

Wir beschliessen, hier nicht lange zu pausieren und nehmen gleich die Überschreitung zum Balfrin Nordgipfel in Angriff. Nach einer etwas anspruchsvolleren Querung in der NW-Flanke folgt ein abwechslungsreicher Felsgrat mit einigen einfachen, aber interessanten Aufschwüngen. Nach rund 4 h 30' sind wir oben und gratulieren uns zum Balfrin Nordgipfel. Nun folgt eine ausgiebige Pause. Das prächtige Wetter ist stabil und bisher haben wir den Zeitplan nicht ausgeschöpft. Hinter Lenzspitze und Nadelhorn ist nun auch der Dom sichtbar, während nördlich das Bietschhorn und die ganze Pracht der Berner Alpen grüssen. Besonders eindrücklich ist die riesige Blümlisalp Südwand, eine Felswand, die sich nicht vorstellen kann, wer die Blümlisalp nur von der Berner Seite her kennt.

Frisch gestärkt nehmen wir unsere Überschreitung wieder auf, das nächste Ziel heisst Gross Bigerhorn. Die Firnhaube des Balfrin umgehen wir in Felsgelände mit Wegspuren, das einen sicheren Abstieg ermöglicht. Dann versorgen wir die Steigeisen und kraxeln über einen wiederum spannenden, aber einfachen Grat zum Gross Bigerhorn. Nach gut 5 h 30' können wir uns auch zu diesem Gipfel gratulieren. Fertig ist die Trilogie.

Nach einer weiteren grosszügigen Pause montieren wir wieder die Steigeisen, denn in der Westflanke, durch die wir abzusteigen haben, liegt Schnee und das Gelände ist auch vereist. So haben wir mehr Komfort und Sicherheit. Weiter unten hat die Sonne schon genug gewirkt, so dass der Schnee geschmolzen ist und wir die Eisen wieder versorgen können. Der weitere Abstieg folgt zum Teil Wegspuren, führt zum Teil aber auch durch Blockgelände, das Zeit braucht und nochmals volle Konzentration verlangt. Nach 7 h 50' - einschliesslich aller Pausen - sind wir wieder bei der Hütte, glücklich und zufrieden über die reibungslos verlaufene, landschaftlich imposante, wunderschöne Gipfeltrilogie.

Wir sind heute grosszügig mit uns. Darum machen wir auch bei der Hütte nochmals ausgiebig Pause. Der Stau beim Lötschbergverlad kümmert uns nicht, den hätten wir auch, wenn wir uns jetzt beeilen würden. Und schliesslich soll die Hüttenrösti getestet werden. Ergebnis: Sehr gut. Um 1400 Uhr verabschieden wir uns von der Hüttenwartin und ihrem Team und nehmen den Abstieg nach Gasenried unter die Füsse. Dank beeindruckender Fitness der Teilnehmerinnen und Teilnehmer wird der Zeitplan pulverisiert und nach gut 2 h 30' sind wir unten. Der Gedanke ans Riederstübli, wo wir uns mit isotonischen Getränken aus Rheinfelden und ähnlich Gutem stärken können, mag seinen Teil dazu beigetragen haben. Es ist gut 1700 Uhr, als wir uns verabschieden und nach Hause fahren. Stau ist übrigens nicht in Goppenstein.

 

Schluss

Gelände, Verhältnisse, Mensch: Bei wunderschönem Wetter haben diese Faktoren perfekt gepasst. Herzlichen Dank allen fürs Mitmachen, es war super mit Euch!

 

Peter Stähli