Klettern und Alpinwandern Gerstelgrat

Klettern und Alpinwandern Gerstelgrat 10. April 2021

Leiter: Christoph Gubser

Teilnehmer: Beni Herde, Tobias Schäfer, Markus Breitenstein, Christoph Sommer, Peter Stähli

Fotos: Peter Stähli, Christoph Gubser

Morgens um halb acht treffen wir uns beim Bahnhof Burgdorf und verschieben nach Waldenburg BL. Kurz vor dem Dorf zweigen wir ab zum Parkplatz.

Dort können wir kurz nach halb neun starten. Zuerst führt uns ein Wanderweg zur Burgruine Waldenburg.

Nach diesem kurzen kulturellen Teil mit Burgruinen-Besichtigung wenden wir uns von befestigten Wegen ab und gelangen über ein kurzes, etwas wackeliges Wändchen auf den Grat. Diesen können wir vorerst seilfrei begehen. Nach einigen Metern wird die Gratschneide schmaler und das Gelände ausgesetzter.

Nun bilden wir Zweierseilschaften und nehmen die erste scharfe Gratkante in Angriff. Ein 'rasoir', das dem auf der Arête des Sommêtres in nichts nachsteht, ja noch schärfer ist und feintrittiger. Hier ist 'fein stehen' auf den Schuhspitzen gefragt, die Trittleisten sind sehr schmal und zudem etwas schiefrig-brüchig. Immerhin kann man oben an der Kante ausgezeichnet Griff fassen. Der Grat bietet in reger Abwechslung Gehgelände und gleich wieder den nächsten 'Boulder', wo man je nach individuellem Ehrgeiz seine Kletterkünste testen und schulen kann. Ich lasse es nach fünfmonatiger, lockdown- und skitourenbedingter Kletterabstinenz defensiv angehen. Imposant ist der Torbogen, den man direkt überklettern kann, neben dem man aber auch vorbeiwandern könnte. Den mute ich mir gerne zu, auch ist der Fels hier vertrauenserweckend fest, was nicht überall der Fall ist.

Einer der Höhepunkte ist sicher das 'Spitzeflüehli', nur ist der Stein hier so brüchig, dass man kaum lautlos nach oben kommt. Immerhin, es geht ohne allzu grossen Lärm. Auch hier ist natürlich 'fein stehen' gefragt und ebenso, jeden Griff und Tritt rechtzeitig auf seine Belastbarkeit zu prüfen. Bald schon folgt die berühmte Traverse, die man nördlich entlang einer Kette entspannt gehen oder südlich über einer senkrechten Wand klettern kann. Wie es ein Teilnehmer formuliert: 'Klettern am Rande der Ewigkeit'. Ich nehme lieber die Variante Nord, da noch zu wenig im Fels- und zu sehr im Skitourenmodus. Hut ab vor den Bezwingern der Variante Süd! Dafür schleppe ich Zusatzballast in Form von Kaffee und Bouillon im Rucksack mit, der umso leichter wir, je näher wir dem Gipfelbuch kommen.

Warme Getränke sind durchaus gefragt, denn der Wind frischt auf und trotz überraschend schönem Wetter ist es auf dem Grat recht kühl. Bevor der Wind dann endgültig zu lästig wird zum Klettern erreichen wir das Gipfelbuch, wo wir uns verewigen und noch eine zweite Picknickpause einlegen. Der Abstieg folgt auf einem sehr guten Weg zuerst der Nord- und dann der Südflanke des Grates. Erst aus dieser Perspektive sieht man, wie ausgesetzt die ganze Route wirklich ist. Nach gut sechs Stunden sind wir wieder bei den Autos. Die Wärme hat uns eingeholt und Durst wäre vorhanden. Leider lässt sich das dazu passende Bier nicht auftreiben. Die weizenbier-, weisswurst- und breznheranschleppende Fee, die ich regelmässig beschwöre, bleibt auch heute durchsichtig. Vielleicht gibt es sie gar nicht. Aber zu Hause haben ja sicher alle vorgesorgt gegen das Verdursten. 

Es war eine sehr vielseitige, lehrreiche Tour, ideal zur Vorbereitung fürs Gratklettern auf Hochtouren und das Gehen in anspruchsvollem Gelände. Auch die Seilhandhabung konnten wir hier ausgezeichnet trainieren; vom Gehen am kurzen Seil bis zur Standsicherung war alles gefragt. 

Vielen Dank an Christoph Gubser für die Organisation und umsichtige Leitung der Tour und allen, die dabei waren, für den schönen, ergiebigen Tag draussen am Fels!

Peter Stähli