Klettern Grande Arête du Raimeux

Grande Arête du Raimeux 15.Mai 2021

Leiter: Christoph Gubser

Teilnehmer: Beni, Markus B., Christoph H., Christoph S., Giorgio, Thomas, Tobias, Peter S. (Bericht)

Fotos: Ch.Gubser, P. Stähli

Neben der Dichte an Petern, von denen an Skitouren unserer Sektion schon das gleichzeitige Auftreten von bis zu 5 Exemplaren beobachtet wurde, hat im SAC Burgdorf auch die Dichte von Trägern des Namens Christoph merklich zugenommen. Die drei bei unserer Raimeux-Tour anwesenden Vertreter dieser Spezies lassen sich bei den fürs Klettern nötigen Seilkommandos präzise auseinander halten, wenn man sie entweder konsequent nummeriert oder ihnen je eine individuelle Verballhornung ihres Namens angedeihen lässt. So weiss dann beispielsweise der Stöffu, dass jetzt nicht sein Seilpartner Stand hat, sondern derjenige von Chrigu, etc. Derweil fühlt sich der Schreibende immer angesprochen, wenn sein Name fällt, und darf sich für einmal als Unikat fühlen. 

Der Raimeux gehört schon fast zu meinem Standardrepertoire. Umso schöner, ihn endlich auch einmal im Rahmen einer Sektionstour begehen zu können. Der Entscheid, die Tour durchzuführen, verlangt von Christoph - dem von den dreien, der die Tour leitet - einen gewissen Mut. Denn die Wetterdienste melden instabiles, regnerisches Wetter. Defensive Gemüter hätten allen Grund gehabt, zu Hause zu bleiben. Wir aber wollen es wissen und treffen uns um 0715 Uhr beim Bahnhof Burgdorf. Via Balsthal verschieben wir nach Moutier, wo wir gleich unterhalb des Einstieges parkieren. Diffuse Ängste, dass unsere Autos mit Berner Nummernschildern in unserer Abwesenheit à la jurassienne verziert werden könnten, sind unbegründet.

Um 0830 Uhr sind wir angeschirrt und steigen ein. Meine schon bei der Hinfahrt geäusserte, häufig gehörte und selten geglaubte Behauptung, 'äs tuet uuf', bewahrheitet sich einmal mehr. Die Bewölkung zeigt erhebliche blaue Störungen. Regenwetter wäre anders. Schwein gehabt und der Prophet im eigenen Lande empfindet stille Genugtuung. 

Beni führt seine Dreierseilschaft quer über die Einstiegsplatte auf den Grat. Die anderen, aufgeteilt in Zweierseilschaften, nehmen sich die schönen Seillängen über die Platten vor. Genüsslich schleichen wir im 3. bis 4. Grad empor, beeindruckt von den Saurierspuren, die man hier bestaunen kann. Einige Längen sind sehr komfortabel gebohrt, während für andere mehr die Legende aus dem Plaisir-Kletterführer gilt: '(...) sei tapfer, denke positiv (...)'. Und einzelne Bohrhaken verfügen über eine stealth-Lackierung, die sie auch aus grösster Nähe noch dem suchenden Blick des Kletterers entzieht. 

Nach dem ersten Aufschwung des Grates finden sich alle Gruppen wieder zusammen. Die Plattenkletterer wechseln von Kletterfinken auf Bergschuhe. Dem Klettern folgt jetzt Bergsteigen mit reger Abwechslung von Gehen am kurzen Seil, Klettern am laufenden Seil und einigen Stellen, wo eine Standsicherung nötig ist. Das Wetter hält, immer wieder zeigt sich blauer Himmel. Der auffrischende Wind zwingt uns aber, die Windjacken anzubehalten. Wir kommen zügig voran, die Seilschaften harmonieren und es gibt weder nennenswerte Stausituationen noch grosse Abstände. Nach rund drei Stunden und zwei kurzen Abseil- oder Abkletterstellen kommen wir bei der Paroi des Pitons an, einem kurzen, glatten Wändchen, das mit Eisenstiften ausgerüstet ist. Dank dieser Stifte als Griffe, Tritte und Sicherungspunkte kommen wir auch hier zügig hoch. 

 

Nach dem Kamm, der auf die Paroi des Pitons folgt, beschliessen wir eine Picknickpause zu machen und anschliessend abzusteigen. Bis hierher sind wir ungefähr vier Stunden unterwegs, was für eine Sektionstour mit neun Teilnehmern eine sehr gute Zeit ist. Der Wind hat so stark zugenommen, dass einzelne Teilnehmer auszukühlen beginnen. Auch hat sich die Wolkendecke wieder geschlossen und verfinstert. 

Der Abstieg führt nördlich des Grates über einen Pfad steil hinunter auf einen Forstweg. Diesem folgend erreichen wir die Gorges de Moutier und die Strasse. Nun sind es noch rund dreihundert Meter bis zum Parkplatz. Nach knapp fünf Stunden, einschliesslich aller Pausen, sind wir wieder dort. Das Wetter hält glücklicherweise noch, um das Material zu sortieren und uns voneinander zu verabschieden. Während der Rückfahrt öffnet dann Petrus (doch noch ein Namensvetter, der heute eine wichtige Rolle spielt) die Schleusen und wäscht uns mit feinem Regen die Autos. 

Es war eine landschaftlich sehr schöne, alpinistisch reichhaltige Tour, zum allergrössten Teil in sehr gutem Fels, die allen grosse Freude gemacht hat. Danke allen fürs Mitmachen und Christoph Gubser fürs Organisieren, den Mut zur Durchführung und die umsichtige Leitung der Tour!

Peter Stähli