Plaisirkletterwoche, dort wo die Sonne scheint

Plaisirkletterwoche in Ponte Brolla, Ticino, wo (fast) immer die Sonne scheint. 

31. Mai bis 4. Juni 2021 

Organisation und Leitung: Bernhard Herde 

Fotos: Bernhard Manz, Werner Badertscher, Christoph Gubser (teilweise auch mit Helmkamera) 

Bericht: Christoph Gubser 

 

Teilnehmer / Seilschaften: Fritz Tanner u. Bernhard Manz, Christoph Gubser u. Hans Mosimann, Markus Breitenstein u. Werner Badertscher, Tobias Schäfer u. Beni Herde 

Einmal im Jahr organisiert Beni Herde eine Kletterwoche irgendwo an der Sonne was im diesjährigen Fall eine grosse Wahrscheinlichkeit versprach, gilt doch die Sonnenstube der Schweiz als Garant für schönes Wetter.  

Gutgelaunt fuhren vornehmlich ältere, aber nichts desto weniger fitte Herren mit zwei gut gefüllten Autos Richtung Süden. Im uns bereits bekannten Ristorante della Stazione in Ponte Brolla konnten wir freundlicherweise schon vor dem Mittag unsere Zimmer beziehen. Kaum hatte jeder seine sieben Sachen eingeräumt ging es zum Klettern.  

Beni hatte für den ersten Tag einen kleinen aber umso feineren Klettergarten -Falesia del piccone- oberhalb dem lauschigen Dörfchen Giumaglio  ausgesucht. Im Gegensatz zu den von uns eher gewöhnten Kalkfelsen bietet das Tessin besten Gneis, mehrheitlich in Plattenformat, was uns eine Angewöhnung aufdrängte.  Das Stehen auf glatten Platten, fast ausschliesslich auf die Adhäsion unserer Kletterfinken vertrauend, suchten die Finger oft vergebens nach einem beruhigenden Griff. Reibung, Reibung und nochmals Reibung……….war gefragt und mit jedem Höhenmeter stieg das Vertrauen und die Sicherheit. Auch die schon fast unbarmherzige Sonnenstrahlung, vermochte unsere Freude und Lust nicht zu schmälern. So erklommen wir mal elegant, mal weniger die nicht länger als 30m hohen Wandteile. Durch die grosse Routenauswahl konnte jeder den 

 Schwierigkeitsgrad, der ihm behagte selber zwischen 4c und 6a wählen.   

Bei würzigem Risotto und Geschnetzeltem an Pilzen, feinem Tiramisu liessen wir den erfüllten Tag ausklingen. 

 

2.Tag Placche di Tegna 

Wecker braucht man im Ristorante della Stazione keinen am Morgen. So fanden wir uns unternehmungslustig bei schönem Wetter um 7:30 zum einfachen aber guten Frühstück ein. Beni erklärte uns wohin es gehen sollte. Die Platten von Tegna. Grandioser Gneis, rauh, schwarz wie Teer, nach oben immer steiler. Nach dem Angewöhnungstag kaum mehr abschreckend. Ganz links der Platten begannen wir mehrheitlich parallel kletternd, die Reibungsplatten zu erobern.  Es machte Spass im 4. Grad diese 4-5 Seillängen zu erklettern. Da wir überschlagend klettern konnten, ging es zügig hoch……..bis ja bis man eben auf andere, weniger geübte Kletterfreunde meist jüngeren Alters traf. Vor allem Hans und mich traf es besonders, was uns doch eine lange Wartezeit in der Wand bescherte. Wobei der gute Hans der total verhedderten Jungmannschaft so behilflich war, dass sie wenigstens weiterklettern konnten. Nach dem Abseilen, einzelne von uns waren bereits verpflegt, zogen wir an die rechte Seite der Tegnaplatten. Hier warteten nun doch schon anspruchsvollere Aufgaben auf uns. Mit Routen wie Schogsii 5a, Noggeli 5a war eine gute Fusstechnik unabdingbar, wollte man nicht einen mehr oder weniger schmerzhaften Abflug riskieren. 

Nach dem Klettern lockte ein kühles Bier in einem lauschigen Restaurant in Ponte Brolla. Während dann einige einen nicht unbedingt kurzen Marsch zur Badebucht auf sich nahmen, konnte mich nicht mal der Gruppendruck zu einem Bad in der sandigen Bucht überzeugen. Während die andern badeten und das kühle Wasser sichtlich genossen, machte der Schreiber ein angenehmes Nickerchen abseits der Leute, artgerecht auf einer Felsplatte. Gemeinsam traf man sich dann wieder zum Abendessen im Restaurant Stazione. 

 

3. Tag Klettergarten Balladrum oberhalb Ascona 

Das Wetter versprach nicht eitlen Sonnenschein wie in den vergangenen Tagen darum empfahl Beni den kleinen aber umso tolleren Klettergarten zu besuchen. Nach kurzem Anstieg kam das Gestein ins Blickfeld und entzückte vor allem meinereiner derart, dass ich nicht warten konnte Hand an diesen extrem strukturierten steilen Gneis legen zu können. Obwohl mehrheitlich 25-30m geklettert wurde, forderte vor allem wegen der Steilheit der Fels so einige. Von 4-6 war alles vorhanden. Offenbar war der wunderbare Fels bekannt in der Szene und so fanden sich doch recht viele Seilschaften mit gleichem Ziel wie unsereiner im aussichtsreich gelegenen Klettergarten ein. 

Abendessen ausnahmsweise nicht im Hotel, sondern im Camping-Restaurant oberhalb Ponte Brolla.  

 

4. Tag Speroni di Ponte Brolla. 

Ein 'be must' Tour im Tessin ist sicher die Route Quarzo über die Speroni von Ponte Brolla. Dies anspruchsvolle 11 Seillängen forderten uns doch schon einiges ab. Schwierigkeitsgrad 5a-6a bei der 6er ein 5b mit 2p.A. Während Beni mit Tobias über die kurzen Routen Nika und Alpha sich vergnügten, machten die andern 3 Seilschaften den Weg über die Speroni. Fritz und Bernhard kletterten via Zombi , Hans und ich, wie auch Markus und Werner wagten uns unerschrocken an die Quarzo. Plattig, immer leicht nach rechts abfallend ging es überschlagend hoch bis ………nun ja bis eben zu den Kantonsschüler von Wil. 11 junge Leute im Verband mit gleichem Ziel. Dieser Stau war nicht vorgesehen aber nun sassen wir drin. Dort wo sich die Plattenflucht jäh aufrichtete um dem Namen Quarzo alle Ehre zu machen, sassen wir fest. Überholen war kaum möglich und hätte wohl nicht viel gebracht. So reihten wir uns Seillänge für Seillänge in die Schlange ein. Das Gelände nun steil, feingriffig, quarzig und teilweise sehr fordernd, machte müde genauso wie das Warten an der nun prallen Sonne. Doch brachte das Zusammentreffen mit den jungen Leuten auch nette Wortwechsel die uns ältere Herren doch im Herzen erfreuen konnte. 

Nach sage und schreibe ca. 9h wovon 3 Stunden Warterei, durften wir uns auf dem Gipfel der keiner war, glücklich und zufrieden die müden Hände schütteln.  

Aber das Ziel ist niemals der Gipfel, sondern das Tal. Der sehr steile, wurzelige, teilweise nasse Abstieg in einer Runse forderte uns alle nochmals gehörig. Durstig, müde aber glücklich ob der gelungenen Tour traf man sich im Pub direkt neben dem Hotel zu genüsslichen meist mezzo birra,  um die geleistete Tat untereinander auszutauschen. Beni und Tobias, welche bereits anwesend waren erzählten ebenfalls begeistert von ihrer Kletterei unweit der Quarzo. 

 

5. Tag Ausklettern in San Vittore im Valle Mesolcina -Sass di Cherp- 

Der letzte Tag vor der Heimreise führte uns mit gepacktem Gepäck, ins Val Mesolcina kurz vor Roveredo  hinauf zum Klettergebiet Sass di Cherp. Auschecken heisst in der Regel: Zimmer räumen, bezahlen und Schlüssel abgeben. Peinlich nur, dass der Berichtsverfasser erst kurz vor Bellinzona merkte, dass derselbe noch in seiner Jacke steckte und denselben aus dem Tritt brachte. Bald stellte sich heraus, dass auch ein Ladegerät samt Kabel lieber im Hotel sein wollte.  

Die Kletterei an den diesen neuen Platten waren unten mit 5b recht anspruchsvoll und sich dann eher im Bereich 4a - 5a bis 5c hinaufzogen. Ich und Hans, wohl schon etwas gesättigter, beliessen es bei 2 Seillängen wogegen die andern sechs die ganzen 4-5 Seillängen auskletterten.  

Abstieg zum Auto und Rückfahrt via Gotthardtunnel und Zwischenhalt an der Raststätte Gotthard nach Burgdorf.  

 

Ich danke den beiden Fahrer Beni Herde und Hans Mosimann für die angenehme und sichere Fahrweise. Beni Herde für die gute Organisation und Leitung vor Ort. Es war wieder einmal eine so richtige Plaisirwoche die Lust auf eine Wiederholung macht.