Hochtour Diechterhorn

Hochtour Diechterhorn, 21.-22. August 2021

Leiter: Peter Stähli

Teilnehmer: Tobias Schäfer, Edith Feldmann, Markus Lehmann, Fränzi Lehmann, Lisbeth Fahrni

 

21. August

Einmal mehr machen es die Wetterprognosen spannend. Heute ist zwar 'Kaiserwetter' angesagt, aber für Sonntag ist eine Kaltfront gemeldet, deren Vorläufer sich schon in der Nacht und am frühen Morgen zeigen sollen. Ein Plan B muss also her und ist gefunden mit dem Ofenhorn oder einer Begehung der Gelmerspitze 1.

Aber vorerst geniessen wir den wunderschönen Aufstieg vom Parkplatz Chöenzentennlen zum Gelmersee und weiter zum Undrist Diechter, wo wir eine gemütliche Picknickpause einlegen. Die schweren Rucksäcke, die Hitze und die zahllosen Stufen, über die der Hüttenweg weiter zur Gelmerhütte führt, fordern ihren Tribut. Gegen 1500 Uhr erreichen wir schliesslich die Hütte.

Ein Teil der Gruppe macht es sich hier gemütlich, während der andere Teil noch den Aufstieg Richtung Diechtergletscher erkunden geht. Das Gelände bietet dort auch einige schöne, plattige Felsen, die sich bestens eignen zum 'Bergschuhbouldern'. Das lassen wir uns nicht entgehen. Gegen 1700 Uhr ist auch die Reko-Gruppe wieder bei der Hütte.

Nun folgt der Welcome-Drink und ein ausgedehntes Vor- und Nachtrinken, um den Flüssigkeitsverlust wettzumachen und bereit zu sein für den nächsten Tag.

Der Wetterbericht meldet für die erste Tageshälfte einigermassen stabile Verhältnisse, aber mit einigen kurzen Regen- und Schneeschauern muss gerechnet werden. Also sicher nicht 'grand bleu', aber auch kein Grund, es am Diechterhorn nicht zu versuchen. Also 'Plan A', nicht 'Plan B'.

Der Hüttenwart gibt wertvolle Verhältnisinfos und ist auch bereit, uns bereits um 0400 Uhr das Frühstück bereitzustellen. So haben wir das Möglichste getan, um vor der Kaltfront zumindest wieder bei der Hütte zu sein. Unsere Frühstart-Ambitionen geben anderen Gruppen in der Hütte Anlass zu regen Diskussionen, aber davon lässt sich ein Burgdorfer SACler nicht beirren.

Um 1830 Uhr füllt sich die Gaststube. Hüttenwart Peter Schläppi bläst sein Signalhorn und sobald Ruhe eingekehrt ist, erklärt er in schönstem 'Haslitiitsch' die Hüttenorganisation. Überhaupt sind Beherbergung und Bewirtung in der Gelmerhütte hervorragend. Schon dies und auch das gemütliche Ambiente der Hütte sind Grund genug, den anstrengenden Hüttenweg unter die Füsse zu nehmen.

Nach einem feinen Znacht mit Suppe, Salat, Geschnetzeltem 'sweet & sour' mit Reis und einem Stück 'Chöechen' suchen wir früh das Nachtlager auf. Wie nass werden wir wohl morgen?

 

22. August

Um 0400 Uhr erhalten wir unser Frühstück und stellen fest, dass es in der Nacht schon geregnet hat. Immerhin ist die Wolkendecke hoch und hat es keinen Nebel.

Pünktlich um 0445 Uhr können wir starten. Die Natur empfängt uns mit einem ersten kurzen Regenspritzer. Im Licht der Stirnlampen finden wir den gestern erkundeten Aufstieg gut, auch dank der zahlreichen Steinmännchen und Farbmarkierungen. Bis wir am Gletscher sind braucht es nur 2-3 kleine Korrekturen. Unangenehm ist der Regen, der nun stärker geworden ist. Aber es sieht immer noch nicht nach dem definitiven Schlechtwettereinbruch aus.

Leider zieht genau bei der Gletscherzunge Nebel auf. So ist nicht mehr zu sehen, auf welcher Seite die steile Blankeispartie umgangen werden kann. Wir beschliessen einige Minuten zu warten. Und siehe da: Äs tuet uuf, auch heute wieder genau im richtigen Moment! Der Nebel löst sich auf, neben dem Blankeis kommt eine breite Schneerampe zum Vorschein, über die wir problemlos den flacheren Teil des Gletschers erreichen.

Also können wir weiter. 2 Teilnehmer verzichten und treten den Rückzug an. Die Verbleibenden bilden eine Viererseilschaft und erreichen bald schon die Diechterlimi. Auch hier geht es nicht ohne gelegentliche Regenspritzer.

Nun wechseln wir auf den Triftgletscher. Gemächlich, aber konstant geht es weiter Richtung Gipfelaufbau. Hier fällt nun auch ein kurzer Schneeschauer, aber die starken Niederschläge sind (noch) anderswo. Den Gipfel erreichen wir in einfacher Kletterei mit den Steigeisen. Schon um ca. 0840 Uhr sind wir oben. Die Freude ist gross, dass es trotz widriger Wetterverhältnisse so problemlos geklappt hat. Wir haben sogar Aussicht bis ins 'üssre Tal', weit über Meiringen hinaus.

Angesichts der Nässe und Kälte verzichten wir darauf, noch zum zweiten - und selten besuchten - Gipfel hinüber zu klettern und schauen, dass wir in eine windstille Nische kommen, um Pause zu machen. Etwas warme Bouillon wirkt in solchen Momenten Wunder. Bald sind wir bereit für den Abstieg und auch das Wetter macht mit. Wir sehen sogar etwas blauen Himmel und bei der Diechterlimi zeigt sich kurz die Sonne. Die Gletscherzunge erreichen wir ohne weitere Pausen.

Dort binden wir uns los, versorgen Seil und 'Klimbim' im Rucksack und steigen zur Hütte ab. Inzwischen ist das Wetter wieder so gut, dass man die Ärmel hochkrempeln kann.

Zunehmend wird mein Zeitplan pulverisiert, obwohl wir das Tempo nicht forcieren. Statt wie geplant zwischen 1300 und 1400 Uhr sind wir schon vor 1200 Uhr wieder bei der Hütte. Wie wir dort erfahren hat die andere Gruppe, die das Diechterhorn besteigen wollte, sehr früh aufgegeben und offenbar hat auch die grosse Klettergruppe, die sich an den Gelmerspitzen versuchen wollte, früh zum Rückzug geblasen.

1200 Uhr wieder bei der Hütte, das passt: Rösti-Time! Die Rösti, die Tobias bestellt hat, löst einen wahren Lawineneffekt aus und plötzlich wollen alle Rösti. Diese ist schon für sich ein Grund, die Gelmerhütte zu besuchen.

Gegen 1300 Uhr verabschieden wir uns vom Hüttenteam. Der Abstieg fordert nochmals die Bremsmuskeln, bis zum Gelmersee hinunter sind es gefühlt hunderte von Steinstufen, wenn nicht noch mehr. Auch der Weg vom Gelmersee zum Parkplatz Chöenzentennlen verwöhnt uns nochmals mit reichlich Stufen. Ja, erholsam ist dieser Hüttenweg nicht, aber schön, das muss man ihm lassen.

Gegen 1500 Uhr sind wir schon wieder beim Parkplatz. Zu meinem Erstaunen regnet es immer noch nicht. Im Gegenteil: Wir haben T-Shirt-Wetter.

Es reicht auch noch für eine Erfrischung auf der Terrasse beim Hotel Handeck. Erst gegen 1600 Uhr, als wir nach Hause fahren, beginnt es ernsthaft zu regnen.

 

Schluss

Wer wagt gewinnt. Oder wie der Hüttenwart meinte: 'Bi däm Wätter möescht äifach äis gan gschouen ob's gäid'. Es ist gegangen und hat sich gelohnt.

Herzlichen Dank der ganzen Gruppe für's sportliche Mitmachen, es war spannend und hat Freude gemacht!

Peter Stähli