Wanderung Kulturweg Aargauer Jura

Kulturweg im Aargauer Jura, Mittwoch 15. September 2021

Leitung und Bericht: Eveline Jenni-Ehrenberg

Dieser Wandertag zeigte uns anhand jüdischer Kulturdenkmäler im Surbtal einen Teil der Geschichte der Schweizer Juden.
Verfolgt, heimatlos und Bürger minderer Rechte erhielten die  Juden von der damaligen eidgenössischen Tagsatzung im 17. Jahrhundert ein Wohnrecht in der Grafschaft Baden, namentlich in den Dörfern Endingen und Lengnau. Erst gegen Ende des 19. Jahrhunderts und auf internationalen Druck verlieh die damalige Regierung den Juden die Schweizerrechte. Beachtenswert: die erste Bundesrätin der Schweiz, Ruth Dreifuss, stammt aus einer jüdischen Familie des Surbtals.
Nach diesem geschichtlichen Exkurs nun zu unserer Wanderung.
Wir treffen zu siebt am Bahnhof Burgdorf ein: Rita, Maria-Dolores, Margrit H., Elisabeth L., Renate, Marianne. Abfahrt 07.53 Uhr nach Olten - Brugg, weiter mit dem Bus nach Endingen. Das Wetter entspricht der Prognose: grauer Himmel! Wir sind ausgerüstet für Regen, die fröhliche Laune bleibt. Wir haben mehrere Teilstücke auf Hartbelag zurückzulegen, was bei hellem Sonnenschein beschwerlich ist.
In Endingen kehren wir in der Bäckerei 'Alt* ein, natürlich mit Zertifikat! Kurz nach 10.00 Uhr brechen wir zur Synagoge auf, die Tür ist verschlossen! Wir lassen uns die Besichtigung nicht entgehen. Dank der Vermittlung der freundlichen Bäckersfrau öffnet uns Herr Bloch wenig später die Tür und erzählt aus seinem Leben und aus dem jüdischen Brauchtum, sehr eindrücklich!
Wir folgen dem Kulturweg zum israelitischen Friedhof, gegründet 1750, als die Juden zum ersten Mal Land kaufen durften, ein Marchstein in der jüdischen Schweizergeschichte!  Zuvor hatten die Schweizer Juden einzig die Erlaubnis, ihre Toten auf Niemandsland zu bestatten, nämlich auf einer Insel mitten im Rhein in der Nähe von Koblenz. Die Grabsteine dieser Insel sind damals sorgfältig zur neuen Ruhestätte transportiert und der Einfriedung entlang aufgestellt worden, wir staunen! Andächtig gehen wir an verwitterten, mit Moos bewachsenen Grabsteinen entlang. Die Inschriften auf Hebräisch zeugen von einer längst vergangenen Zeit. Neuere Grabsteine sind zweisprachig verfasst, wir entdecken die Namen Bloch und Dreifuss.
In Lengnau werfen wir einen Blick in die restaurierte Mikwe, ein Badehaus für rituelle Waschungen, welche Bestandteil der jüdischen Tradition sind. In diesem Dorf steht die älteste Synagoge der Schweiz, ein stilvoller Bau, gegenwärtig in ein Baugerüst eingepackt. Der Innenraum ist nur sonntags geöffnet, aber gemäss Kunstführer mit wunderschönen, schlichten, orientalischen Mustern ausgeschmückt. Sicher ein Besuch wert!
Mittlerweile ist es Mittag geworden und wir streben der katholischen Kirche zu, wo wir auf dem Vorplatz unser Picnic essen. Es regnet nicht mehr, der Himmel hellt auf und gestärkt steuern wir über Feld dem Dörfchen Freienwil zu. Auf der Höhe des Hörndliwalds geniessen wir noch einen Blick vom Jurahöhenzug 'Lägere' bis zum Bauernhof im Osten, genannt 'Himmelrych'. Vor Hertenstein steigen wir zum Geissberg auf. Dann führt uns der Weg steil hinab durch die Rebberge Ennetbadens, über die Limmat zum Bahnhof Baden.
Um 15.47 Uhr nehmen wir den Zug über Olten und kommen um 17.05 in Burgdorf an.

Liebe Kameradinnen, ich danke Euch für den Weg, den Ihr mit mir gegangen seid! Eveline