Wanderung Creux du Van

Dos d'Ane Creux du Van

14.10.2021 SAC Burgdorf DoWa

Teilnehmer : Christoph Gubser (Tourenleiter, Bericht), Kurt Kohler, Bernhard Manz

Fotos: Christoph, Bernhard, Kurt

Eigentlich kennt heutzutage fast jeder Bergwanderer die grossartige Naturarena des Creux du Van im Neuenburger Jura. Das war  vor 45 Jahren noch anders. Damals auf einer Fahrt ins Burgund, erblickte ich zum ersten mal diese grandiose Landschaft und verliebte mich auf der Stelle in sie.  Diese Verliebtheit zog mich in der Folge bis heute fast jedes Jahr magisch an. Es wundert daher nicht, dass ich eine Besteigung gerne mal mit Freunden vom SAC Burgdorf teilen wollte.  Es dauerte bis 2016 als ich gewahr wurde, dass es neben den sehr rege benutzten Wanderwegen auch noch einen Aufstieg der besonderen Art gibt. Den Eselsrücken oder eben a la  Français den Dos d'Ane.  Der Grat steigt unweit der Ferme Robert steil an. Er ist eigentlich Weglos und  lediglich mit einigen roten Punkten markiert. Eine Herausforderung für intuitive Wegfindung. Schon nach 100m beginnt der Aufstieg ernsthafter zu werden, ein Ausrutscher hat ab hier bereits fatale Folgen. Aber trittsichere Wanderer bietet der vorteilhaft ganz an der Abbruchkante zu steigende Aufstieg enorme Befriedigung. Linkst stürzen die Südflanken tief hinab ins saftige Baumdach von Bergahorn und Jurabuchen. Rechts stehen tapfer und aufrecht schöne Fichten und vermitteln etwas Sicherheit. Nach kurzer Zeit werden zum ersten Mal die betörenden Blicke zum Oval der Creux du Van geöffnet. Unglaublich schön und einmalig aus dieser eher selten fotografierten Ansicht. Wer es beschaulicher steil aber merklich weniger felsig mag, steigt auf dem schwach ausgetretenen Pfad Nordwärts weiter nach oben. Doch der Liebhaber von griffigem Jurakalk und von Kletterbegierden getrieben, nimmt jeden sich bietenden Aufschwung war um seine Leidenschaft zu stillen.

Die leuchtende Sonne hüllt Ahorn und Jurabuche in goldenes Licht, sattgrüne uralte Kiefern verströmen harzige Düfte.  Wer sehen will der sieht und fühlt!  Langsam werden an der Bruchkante der Creux du Van erste kleine Figuren ausgemacht. Ob mit Wanderschuhen oder auf vier Rädern hochgekommen, bevölkern sie diesen im 21Jahrhundert zum HotSpot aufgestiegenen Kraftort immer mehr. Doch wir geniessen unsern Aufstieg der nicht durch Geschnatter anderer Menschen gestört wird. Es gibt sie noch diese menschenleeren Aufstiege im Jura. Tragen wir sorge zu ihnen. Ich möchte an dieser Stelle doch hinweisen, dass dieser Aufstieg nichts für ungeübte, schwindelanfällige und misstrittgefährdete Wanderer gedacht ist. Es ist ein klassischer T4 Weg. Bei nassen oder noch ungünstigeren Verhältnissen ist von einer Begehung abzuraten.

Etwas vor dem Pertuis de Bise trifft sich unsere Route mit dem Wanderweg der über die 14 Kurven von les Oeillons heraufführt. Ab hier ist die Arena für alle geöffnet. Spaziergänger, Wanderer, Fotografen und und und…….  Ob wir wollen oder nicht mischen wir uns halt für kurze Zeit in diese Völkerwanderung ein. Der  Abstecher zum höchsten Punk auf Le Soliat 1464m gehört halt einfach dazu. Wie herrlich und vertraut zeigen sich unsere liebgewonnenen Berner Alpen von bester, sprich klarer Sicht.  Alles ist hier versammelt. Von Säntis bis zum Mont Blanc. Doch der beissende und entsprechend kalte Bisewind vergrault uns einen längeren Aufenthalt und wir suchen nach kurzem Wandern eine gemütlich und windstille Stelle wo wir unser Mittagessen einnehmen. Wie reizend erblicken wir unweit unseres  Ruheplätzchens eine kleine Gruppe junger Steinböcke. Von Scheue keine Spur. Sie äsen und geniessen wie wir die herbstliche Sonne. Etwas abseits des viel begangenen Wanderweges steigen wir zum Alprestaurant Grand Vy. Schwere Holztische an wärmender Sonne laden zum alkoholisch gefütterten Alpkaffee ein. Der Abstieg hinunter zur Ferme Robert erwies sich als eine unterhaltsame Plauderei unter Männer. Die letzten Sonnenstrahlen, welche über die schon im Schatten liegenden Felsabbrüchen der Creux du Van blinzelten, verführten uns zu einem letzten köstlichen Bier im rustikalen Garten der Ferme Robert. Ein unverwechselbare, stimmungsvolle und für mich tief fühlbare Tour nimmt ihren Abschluss. Mein Dank geht an meine beiden lieben  Mitsteigern. Durch ihre Bereitschaft der Teilnahme glaube ich, zusammen einen eindrucksvollen Tag erlebt zu haben.