Skitourenwoche Fuldera

1. Tag - Alp Sadra

 

Anreisetag: Um die Mittagszeit kamen wir nach langer Anfahrt mit Zug und Postauto in Fuldera an. Hier erwartete und begrüsste uns Fritz Zumbach und nach dem kurzen Einrichten in den heimeligen Zimmern und einem Lunch aus dem Rucksack starteten wir zur Einstiegstour mit Ziel Alp Sadra, 400m oberhalb Fuldera. Der Schnee als Mangelware - dies war kein Geheimnis. Und und trotzdem: Vor Ort dann die Ernüchterung! Während im offenen, flacheren Abschnitt zu Beginn der Tour die Schneedecke noch durchgehend war, zeigten sich die Verhältnisse im Waldabschnitt desolat. Gut gangbare Schneeflecken wechselten sich ab mit Eisblasen, Teppichen von Lärchennadeln, aperen Stellen mit Steinchen, Ästen, Wurzeln und Zweigen. So fellten und stöckelten wir uns hoch bis ca. 80m unterhalb der Alp Sadra. Zuerst nur in Gedanken, dann auch ausgesprochen fragten wir uns: Du meine Güte, wie kommen wir da wieder runter….? Und wir sind runtergekommen, und gar nicht so schlecht! Mit viel Geschick und Sorgfalt bahnte uns Fritz eine Abfahrt durch den Wald, er fand immer wieder Schneeflecken um einen oder zwei Bogen zu fahren. Im unteren, offenen Gelände gelangen uns gar ganz passable Schwünge hintereinander. Die Feuerprobe war bestanden und von nun an konnte uns betreffend Schneeverhältnisse/Schneemangel nicht mehr so viel erschüttern. Beim späteren Apéro, offeriert durch das Hotel Staila und beim Nachtessen konnten wir uns in angenehmer Weise und kulinarisch hochwertig verwöhnen lassen.

 

Ursula Meister

 

2. Tag - Muntet

 

Wo bleibt der Schnee?

Anders als noch vor 9 Jahren hat es dieses Jahr nur wenig Schnee im Val Müstair. Unser Bergführer Fritz Zumbach beschliesst deshalb heute mal hoch oben zu beginnen. Mit dem Postauto fahren wir zur Talstation des kleinen Schigebiets Minschuns östlich vom Ofenpass. Gemäss grossen Infowänden plant man hier einen neuen Schilift der direkt von Tschierv zur Talststation führen soll.

Heute sind in Tschierv noch viele Leute in den Bus zugestiegen. Oben müssen wir deshalb warten bis Gefi unsere Tickets besorgt hat. Aber dann geht es los, zuerst mit einem kurzen Tellerlift und dann noch ein Bügellift und wir sind bereits auf 2500 m ü.M. auf dem Minschuns.

Bei schönstem Sonnenschein startet unsere heutige Tour mit der Abfahrt in nordöstlicher Richtung auf die Alp Astras. Das Runterfahren ist allerdings nicht ganz einfach. Entweder ist der Schnee hartgefroren oder er hat Bruchharst und man sinkt - je nach Gewicht - regelrecht ein. So richtig schön fährt hier nur Fritz unser Führer. Wir andern schaffen es mehr oder weniger leidlich. Dann im Talkessel gilt es die Felle zu montieren und es geht gemütlich durch eine wunderschöne Landschaft mit teilweise offenen Bächlis langsam, aber stetig und nicht allzu steil bergaufwärts. Erst nach ca. 2 Stunden machen wir eine kurze Mittagspause. Auf der Höhe vom Pass da Castainas müssen wir eine grössere Schlaufe gehen. Erst beim letzten Aufstieg ist unser heutiges Ziel ersichtlich: Muntet auf 2762 m ü.M.

Kurz vor dem Gipfel verabschieden sich Ruedi und Brigitte. Sie müssen an die Beerdigung von Brigittes Vater und werden erst am Mittwoch wieder zu uns stossen.

Oben auf dem Gipfel geniessen wir die herrliche Rundumsicht mit Ortler, Stelvio und Co und rüsten unseres Schis für die Abfahrt. Viel Zeit zum Essen bleibt uns nicht. Wir müssen unbedingt den Bus um 16.30 h in Lü erwischen. Und wir wissen nicht, ob der Weg nach Lü noch fahrbar ist oder wir laufen müssen. Die Abfahrt erweist sich dann als sehr abenteuerlich. Teilweise wie eine gefrorene harte Piste, meist aber als harstiger verfahrener Schnee. Einige Stürze benötigen dann auch die Hilfe von Dritten, weil man - das passierte tatsächlich nur Männern - tief im Schnee versunken sonst kaum mehr alleine aufstehen kann. Wir müssen alles wieder runter bis zum Ort des Mittagsrastes. Von da geht es dann runter nach Lü. Diese Strecke ist nun - wegen Schneemangels - recht anspruchsvoll und anstrengend. Oft geht es durch enge Stellen mit sehr wenig Schnee aber auch wieder durch Schneefelder mit Bruchharst, wo ich schlecht wenden kann…

Der Schlussteil auf dem Weg nach Lü ist teilweise eisig oder gänzlich schneefrei. Einige schonen ihre bereits lädierten Schis nicht mehr und laufen direkt auf Kies und Waldboden!

Die letzten ca. 300 m vor Lü müssen jedoch definitiv alle ihre Schis buckeln. Hier hat es keinen Schnee mehr. Wir sind etwas nach 16.00 h in Lü. Leider zu knapp für das Restaurant, bevor unser Bus fährt. Aber Gefi organisiert grosse Flaschen Rivella und Coca und wir können unseren Durst löschen. Mit dem kleinen Lü-Bus geht es kurvenreich wieder hinunter nach Fuldera.

 

HP. Hubert

 

3. Tag - Piz Daint

 

Mit dem Bus erreichen wir die Plaun dals Bovs kurz vor dem Ofenpass. Durch das schöne Tal und einen recht steilen Anstieg erreichen wir Davo Plattas, die ersten 300 Höhenmeter sind schon geschafft. Weiter geht's in gutem und allen teilnehmenden angepasstem Tempo in Richtung Piz Daint, manchmal mit und dann wieder ohne Harscheisen. Vor dem Gipfelaufschwung machen wir eine längere Rast, so dass Fritz und Bruno den Weiterweg sorgfältig vorspuren können. Bald geht's dann für alle weiter und wir erreichen den Rastplatz vor dem steilen Gipfelhang. Hier machen wir ein Skidepot, einige rasten und bleiben. In einer guten Spur erreichen die anderen bei schönstem Wetter den Gipfel, dies nach 4¾h Aufstiegszeit. Der Abstieg vom Gipfel und die anschliessende Abfahrt nach Buffalora erfordert von allen wegen den heiklen Schneeverhältnissen grosse Aufmerksamkeit, einige Stürze in den hüfttiefen Schnee und Steinkontakte lassen sich nicht vermeiden. In Buffalora besteigen wir den Bus für die Rückfahrt nach Fuldera.

 

Niklaus

 

4. Tag - Vallatscha

 

Bei wunderschönem Wetter fahren wir ins Skigebiet Mischuns. Die 3 Sessellifte bringen uns auf 2660 m.ü.M.  Zuerst fahren  wir quer den Südhang entlang und beginnen unsern Aufstieg zum Vallatscha.  Durch 2 Geländemulden steigen wir mit den montierten Harscheisen auf. Mit vielen Spitzkehren im steilen Gelände bekommen wir ausgiebig Gelegenheit zum üben. Unterhalb des Gipfels deponieren wir Skis und steigen zu Fuss weiter. Der Marsch über die schroffe Gipfelkrete ist spannend und die Aussicht grandios. Die Idee des Bergführers Fritz Zumbach geht nur teilweise auf: Im tragenden Sulzschnee des Südhanges abzufahren. Allzu oft trägt die Schneedecke noch nicht und wir brechen mit den Skis ein. Im Bergrestaurant machen wir ausgiebig Rast und freuen uns an der Sonne und Aussicht zum  Piz Daint, den  wir bestiegen haben. Wir geniessen die lange und frühlingshafte Abfahrt auf den Pisten vom Skigebiet Mischuns bis an die Ofenpass-Hauptstrasse, wo wir den Bus retour nach Fuldera nehmen.

 

Urs Grossniklaus

 

5. Tag - Piz Chazforà

 

Aufstieg von Fuldera via die Alp Sadra und den Lai Chazforà. Abfahrt via Funtaunas und Multa Gronda nach Tschierv.

Heute ist der Piz Chazforà unser Tourenziel. Wie am Sonntag geht's von Fuldera aus anderthalb Stunden aufwärts auf die Alp Sadra. Aber diesmal folgen wir im Lärchenwald dem alten Alpweg, der den Spuren nach noch rege von den Hirschen benutzt wird. Um halb Elf können wir bei frühlingshaft warmem Wetter und Sonnenschein unsere erste Pause geniessen. In den nächsten zwei Stunden queren wir durch ein schlecht eingeschneites Blockfeld hinauf Richtung Lai Chazforà auf 2600 m ü.M., den wir nach unserer Mittagspause um 13 Uhr erreichen. Eine Stunde später stehen wir auf dem Gipfel. Die Wolkendecke hat sich verdichtet, die Sonne ist verschwunden und es ist kühler geworden. So starten wir ohne grosse Gipfelrast zur Abfahrt nach Tschierv.

Die Schneedecke ist im oberen Teil meist hart, bricht aber in den Kurven häufig ein, so dass wir nach einigen persönlichen Versuchen dankbar in einer grossen Schlangenlinie der Spur unseres Bergführers folgen. Im Wald gehts im Slalom durch eine enge Schneise zwischen Baumstrünken und Jungwuchs hinunter. Kratzer lassen sich bei der geringen Schneemenge und der ausgefahrenen Spur kaum vermeiden.

Auf Funtauna verlassen wir die offizielle Skiroute und queren rund 10 Minuten zu Fuss horizontal nach Nordwesten auf eine Waldstrasse. Dank dieses Geheimtipps von Fritz, unserem Bergführer, geht's nun rassig und mühelos die letzten dreihundert Höhenmeter abwärts nach Multa Grondaa ganz hinten im Tal. Kurz nach 16 Uhr stehen wir in Tschierv bei der Postauto-Haltestelle, und eine Dreiviertelstunde später sitzen wir in unserem Hotel beim Apéro.

 

Rudolf Probst

 

6. Tag - Munt Buffalora

 

Die letzte Skitour dieser Woche führte von Buffalora an der Strasse westlich des Ofenpasses zum Munt Buffalora. Bei blauem Himmel , Sonnenschein und nur wenig Wolken steigen wir über die Alp Buffalora langsam höher und höher.

In diesem Gebiet wurde im 14. - 15. Jahrhundert Bergbau betrieben. Neben Eisenerz sollen hier auch Silberadern gefunden worden sein. Diese Silbervorkommen scheinen aber bald erschöpft gewesen zu sein. Ihr Abbau wurde schon frühzeitig wieder eingestellt. Einzelne Minen und Auswurfhalden vom Eisenerzabbau sind noch vorhanden, besonders im Winter aber schlecht sichtbar. Mir sind sie jedenfalls nicht aufgefallen.

Um so mehr genossen wir die Rundumsicht vom Berggipfel. Die Abfahrt zurück nach Buffalora war bei diffuser Sicht recht anspruchsvoll. Fritz führte uns allerdings wie schon die ganze Woche souverain über die schwierigsten Stellen zurück ins Tal.

Nach einer kurzen Stärkung am 'Kiosk' in Buffalora bestiegen wir das Postauto nach Fuldera, wo wir im Restaurant unseres Hotels nochmals zum Schlusstrunk einkehrten.

 

Peter Wegmüller