Skihochtouren Rotondo

Skitourhochtourentage Prättigau (Ausweichtour Rotondo Ostern 24)

Tourenleiter: Rolf Stettler

Bergführer: Ueli Bühler

Teilnehmer: Katja, Fränzi, Patrick, Werner, Peter, Christoph, Paul

Bericht Rolf Stettler

Und wieder musste nach einer Alternative gesucht werden. Die angesagten Föhnstürme und grossen Neuschneemengen zwangen Ueli und mich, nach einer anderen noch möglichen Tourengegend zu suchen. Im Rotondogebiet wäre eine Tour unmöglich gewesen. Wir stellten fest, dass im Prättigau die Wetterprognosen besser waren und fanden tatsächlich auch noch eine Unterkunft in St. Antönien,im Rhätia. Da am Donnerstag noch Niederschlag angesagt war, entschied ich diesen Tag als Anreisetag zu nutzen und wir machten uns nach dem Mittag auf den Weg ins Prättigau. Am Karfreitag bestiegen wir den Rotspitz, anschliessend den Riedchopf, danach fuhren wir kurz ins Oestereichische Richtung Gargellen, bevor wir nochmals zum St. Antönierjoch aufstiegen. Wir fanden allerhand Schneearten, von Pulver bis nassem bremsartigen Nassschnee wurden unsere Fahrkünste auf die Probe gestellt. Auch wenn die Steigeisen und Pickel im Hotel blieben, konnten wir doch Hochtourenartige Gipfel mit Gratbesteigungen und etwas ausgesetzten Uebergängen erleben, die einer Skihochtour ähnlich anspruchsvoll wurden. Alle kamen auf ihre Rechnung. Am Karsamstag entschieden wir die Sulzfluh zu besteigen, einer der Hausberge im Prättigau, ebenfalls mit anspruchsvollen Übergängen. An den Südexponierten Hängen erwarteten wir schöne Sulzabfahrten, darum war bereits um 5:00 Frühstück angesagt. Schon beim Start sahen wir an den Gipfelkämmen riesige Windfahnen, was uns aber zu dieser Zeit noch nicht so beunruhigte. Wir kamen sehr gut voran, auch die Schlüsselstelle meisterten alle bravourös. Doch danach erfuhren wir, was es heisst, in einen Windsturm zu geraten. Böen mit über 120km/h zog uns um die Ohren und wir wurden mehrmals umgeblasen. Nach einer Böe lag praktisch die ganze Gruppe am Boden. Ein vorwärtskommen war unmöglich. Ganz ausgeklügelte Stellungen wurden entwickelt, um im Stehen gegen den Wind anzukämpfen, ohne umgeworfen zu werden (siehe Bild Bergführer und Tourenleiter in der sogenannten Sturmkampf-Stellung 24) Ueli und ich erblickten im nahgelegenen Fels eine Art Unterstand und erreichten diesen nach einigem Kämpfen, um einigermassen geschützt die Felle abzuziehen, um möglichst rasch von diesem Berg zu kommen Wir fuhren ab, und erholten uns mit Kaffee und Kuchen im Berghaus Sulzfluh. Dort entschieden wir uns, den Schollberg zu besteigen. Dort war auch deutlich weniger Windeinfluss festzustellen. Diesen erreichten wir um die Mittagszeit und konnten anschliessend noch eine schöne Abfahrt durch nicht mehr ganz Pulvrigen, aber noch gut zu drehendem Schnee fahren. Für den Ostersonntag waren die Windprognosen etwas besser. Wir wagten deshalb nochmals die Sulzfluh in Angriff zu nehmen. Doch leider zwang uns der Föhnsturm wieder in die Knie, praktisch am selben Ort. Dieses Mal war der Wind noch Stärker. Nicht mal mehr ein Abfahren auf Skiern war möglich. Auch den schützenden Unterstand erreichten wir nicht mehr. Mit Handzeichen und vormachen was nun zu tun ist, führte uns Ueli eine Kampfmässige Verschiebung im Gelände vor. Kommunizieren, auch mit brüllen, war nicht mehr möglich. Der Wind schluckte alles. Was nicht Niet und Nagelfest war, wehte es fort. Ein abgelegter Rucksack würde wir Laub über den Berg getrieben. Deshalb klemmten wir die Stöcke zwischen Rücken und Rucksack sturmfest ein, die Skier unter den Armen. So verschoben wir zu Fuss, eigentlich fast rennend, manchmal roppend, Richtung Tal, bis wir eine etwas geschützte Stelle fanden. Diese Szenerie erinnerte mich an eine Infanteriemässige Stellungsverschiebung unter Beschuss. Für mich eines der eindrücklichsten Erlebnisse, was für Gewalten unsere Natur haben kann. Bisher war für mich immer klar, eine Schneehöhle oder Schneewand muss gebaut werden, um Windschutz zu erhalten. Aber bei solchem Wind ist schon nur die Schaufel aus dem Rucksack zu nehmen fast ein Ding der Unmöglichkeit. Sehr eindrücklich und wahnsinnig Lehrreich. Weiter unten war dann der Wind wieder etwas weniger und wir beschlossen, wieder zu Kaffee und Kuchen und Ostereier im Berghaus die Tourentage ausklingen zu lassen, bevor wir am Nachmittag die Heimfahrt antraten. Alle waren sich einig. Zwar keine klassische Skithochtour, aber doch geniale Tourenerlebnisse durften wir im Prättigau erleben. Danke Ueli für deine, wie immer, kompetente Führung und die äusserts Lehrreichen Inputs, die du immer wieder der Gruppe vermittelst.